Mit den Vereinbarungen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung für mehr Schienenverkehr und attraktivere Angebote für die Kunden im Personen- und Güterverkehr ist ein klares politisches Zeichen für die Schiene gesetzt worden. Die viel versprechende Arbeit in gemeinsamen Gremien, um klimapolitische Ziele auch im Verkehrssektor zu erreichen, zeigt erste Erfolge. Die Arbeit des Zukunftsbündnis Schiene sei an dieser Stelle ein Beispiel.

Der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) beteiligt sich an der Arbeit in Berlin rege. Viele Ideen und Vorschläge, die nicht zu Letzt aus den Landesverbänden und damit aus der Fläche kamen, konnten Eingang und Berücksichtigung finden.

Um eine tatsächliche Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene zu erreichen, gilt es die Schiene mit ihren Chancen und Vorteilen zu fördern. Dies kann etwa durch Reaktivierung vorhandener Bahnstrecken erreicht geschehen. Die DB Ag und der DBV haben in einer gemeinsamen Untersuchung dazu bereits Vorschläge erarbeitet, die im Zweckbündnis Schiene ebenso berücksichtigt wurde.

Der jüngste Vorschlag des Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zur Reaktivierung von Bahnstrecken begrüßt unser Verband ausdrücklich. Aus unserer Sicht sollte insbesondere bei der Reaktivierung von Bahnstrecken neben regionalen Verkehrsbedürfnissen durch den Personen- und Güterverkehr auch die Netzfunktion vieler durchgängiger, heute leider nicht mehr in Betrieb befindlicher Bahnstrecken, berücksichtigt werden.

Die für Mitteldeutschland vom VDV vorgeschlagenen Bahnstrecken:

  • Suhl – Schleusingen
  • Bhf. Rennsteig – Themar
  • Eisfeld – Coburg
  • Blankenstein (Saale) – Marxgrün
  • Bad Frankenhausen – Brettleben
  • Wangen – Artern
  • Naumburg Ostbahnhof – Naumburg-Kaufland
  • Großheringen – Sömmerda
  • Merseburg – Leipzig-Leutsch
  • Klostermannsfeld – Wippra
  • Calbe (Saale) – Güterglück
  • Döbeln – Meißen

sind für den Personen- als auch für den Güterverkehr interessante Infrastrukturen, die weitestgehend für das Bestandsnetz entscheidende Ergänzungs- und Entlastungsfunktion haben. Ein Beispiel sei hier der Lückenschluss zwischen Eisfeld und Coburg, der zusätzliche Fahrtrichtungswechsel für durchgehende Züge überflüssig machen würde. Der Bahnkunden-Verband begrüßt daher ausdrücklich die in den letzten Jahren stark diskutierte Idee, die Werrabahn als elektrische Achse Kassel – Eisenach – Meinigen – Eisfeld – Coburg für den Personen- und Güterverkehr zu entwickeln.

Die Zwischenberichte der Arbeitsgruppen des Zukunftsbündnisses Schiene vom 9. APril 2019 schlagen in diesem Zusammenhang konkret vor: „Neben dem Ausbau der Hauptabfuhrstrecken können die im Nebennetz vorhandenen bzw. durch Reaktivierung zu schaffenden Durchgangsstrecken in vielen Relationen zur Entlastung der Hauptstrecken (z.B. als Nebenabfuhr- und Umleitungsstrecken) beitragen und etwa den langsameren Güterverkehr aufnehmen.“

Aus unserer Sicht gehört daher die Liste zu reaktivierender Strecken um weitere Durchgangsstrecken in Mitteldeutschland ergänzt:

  • Wittenberge – Salzwedel
  • Salzwedel – Oebisfelde

Unser Landesverband, sowie der DBV-Regionalverband Altmark-Wendland sprechen sich für eine Reaktivierung dieser beiden Strecken im Personen- und Güterverkehr aus. mit verhältnismäßig wenig Aufwand wären diese Strecken zu elektrifizieren und damit für den langlaufenden Güterverkehr und für umgeleitete Züge des Personenfernverkehrs als wirkliche Umleitungsstrecken schnell nutzbar. Zugleich wären sie damit auch Entlastungsstrecken für den ohnehin überlasten Korridor (Hamburg) – Uelzen – Stendal – (Berlin).

Ergänzend für den Güterverkehr aus Mecklenburg-Vorpommern in Richtung westliche Bundesländer stellen sie einen Lückenschluss dar: Rostock – Schwerin – Wittenberge – Salzwedel – Hannover.

Dass diese Strecken nicht nur eine überregionale verkehrliche Bedeutung haben, zeigt, dass etwa in der Altmark die Strecken im Regionalplan aufgenommen worden sind.

Grundsätzlich gilt für alle Strecken, dass die Trassen heute noch weitestgehend erhalten sind und z. T. mit wenig Aufwand reaktivierbar sind. Wenn die Strecken als „Nebenabfuhr-, Umleitungs- und Ergänzungsstrecken“ dienen sollen, ist es zu begrüßen, dass auch sie in ein mögliches Elektrifizierungskonzept aufgenommen werden. Die Zielsetzungen des Koaliationsvertrags enthalten hier bereits die Willenserklärung 70% des Bestandsnetz zu elektrifizieren.

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