(13.6.2013) Ausbau der Bahnverbindung Rostock - Berlin: Hohe Kosten und wenig Nutzen für den Fahrgast

Am heutigen Freitag wird mit einem Sonderzug der offizielle Abschluss der Neubauarbeiten an der Eisenbahnstrecke Rostock - Berlin gefeiert. Der DBV-Landesverband Berlin-Brandenburg nimmt dies zum Anlass, seine grundsätzliche Kritik an dem Projekt zu wiederholen. Grundsätzlich mag die Ertüchtigung langfristig durchaus sinnvoll sein. Aber landauf, landab wird darüber geklagt, dass kein Geld vorhanden sei. Dennoch werden teure Großprojekte weiterhin auf den Weg gebracht.

Was hat der Fahrgast an die Ostsee von den 900 Millionen Euro Investitionen? Fahren mehr oder längere Züge auf der knapp 200 Kilometer langen Strecke? Wird die Fahrzeit bedeutend kürzer? Alle Fragen müssen mit "Nein" beantwortet werden. Lediglich Langhagen und Kratzeburg (beide in Mecklenburg-Vorpommern) werden wieder ab Fahrplanwechsel im Dezember 2014 bedient. Um etwa 10 Minuten (das entspricht 6,6 % der Fahrzeit) auf der Gesamtstrecke zwischen Berlin und Rostock schneller werden die Züge, die heute im Durchschnitt 2 Stunden 40 Minuten brauchen. Und es wird vielleicht ein ICE-Zugpaar zwsichen Berlin und Rostock geben.

Was sollen riesige Investitionen in die Infrastruktur, wenn sie kaum Bedeutung für den Fahrgast haben? Denn nach wie vor fahren über Oranienburg nach Rostock und Stralsund nur alle 2 Stunden Regionalexpress-Züge an die Ostsee. Dringend notwendige Taktverdichtungen in der Sommersaison wird es nicht geben - hierfür ist kein Geld da. Wie stattdessen die Probleme mit ständig überfüllten Zügen und einem Fahrkomfort der der früheren 4. Wagenklasse ähnelt, gelöst werden sollen, darauf gibt die Politik keine Antwort.

Auch die in einer Presseerklärung von Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger behauptete durchgängige Befahrbarkeit mit 160 km/h zwischen Berlin und Rostock wird es nicht geben. Auf die von ihm erwähnten 160 km/h Geschwindigkeit beschleunigen die Regionalexpress-Züge erst nördlich von Oranienburg. Und Oranienburg liegt bekanntlich in Brandenburg.

Weil das vorhandene Geld auch in Zukunft in wenige Großprojekte fließt, fehlt es für kleine Infrastrukturverbesserungen. So wird es auch weiterhin im Norden keine direkte Regionalzug-Verbindung von Hennigsdorf und Birkenwerder nach Berlin geben. Keine S-Bahn nach Velten plus Regionalverkehr, keinen 10 Minuten-Takt der S-Bahn-Linie S 1 zwischen Frohnau und Oranienburg im Berufsverkehr und auch keine Weichenverbindung am Bahnhof Karow, damit die Züge aus und nach Gesundbrunnen hier halten können.

Wie "zukunftsweisend" die Brandenburger Bahnpolitik ist, lässt sich auch daran ersehen, dass alle Bahnsteigneubauten, die durch das Land Brandenburg mitfinanziert worden sind, eine Länge von 140 Metern haben. Exakt ausreichend für einen 5-Wagen-Doppelstockzug. Vielleicht hätte man ja den Bahnsteig etwas länger bauen können, damit in einigen Jahren problemlos auch einige Züge mit 6 Wagen halten können? Denn alle Prognosen sagen einen weiteren Anstieg der Fahrgastzahlen voraus. Doch hier fehlt das Geld - wie schade!

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